Vertreter:innen von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN aus Gelsenkirchen, Marl, Gladbeck, dem Kreistag Recklinghausen und dem Regionalverband Ruhr (RVR) haben sich in Gladbeck getroffen, um die aktuellen Entwicklungen an den Chemiestandorten im nördlichen Ruhrgebiet zu beraten. Dabei stellten die Grünen die Bedeutung der Chemieindustrie für die Region klar in den Mittelpunkt: Chemieparks und Raffinerien sind nicht nur Arbeitgeber, sondern zentrale Bausteine der industriellen Verbundstrukturen, Lieferketten und der kommunalen Finanzkraft — ihre Stabilität ist für den gesamten Strukturwandel im Ruhrgebiet von großer Bedeutung. In Nordrhein-Westfalen beschäftigt die chemisch-pharmazeutische Industrie gemeinsam mit der Raffineriewirtschaft rund 123.700 Menschen in etwa 500 Betrieben und erwirtschaftet jährlich rund 61 Milliarden Euro Umsatz; NRW ist damit das mit Abstand bedeutendste Chemieland Deutschlands.
Sachstände aus den Städten und dem RVR
Gladbeck (INEOS Phenol)
Die Gladbecker GRÜNEN berichteten über die Ankündigung von INEOS Phenol, den Standort Gladbeck dauerhaft zu schließen. Ein Ende des Werkbetriebs ist für 2027 in den Raum gestellt worden. Von einer Schließung wären rund 280 Beschäftigte direkt sowie rd. 1.500 indirekte Arbeitsplätze betroffen. Die GRÜNEN hatten bereits im Sommer Gespräche mit der Werksleitung sowie mit dem Betriebsrat geführt und verfolgen die Verhandlungen zwischen Unternehmen und Gewerkschaft.
Marl (Chemiepark Marl)
Der Chemiepark Marl gilt als einer der Schlüsselstandorte im Ruhrgebiet und gehört zu den größten Chemieparks in NRW — er ist von hoher regionaler Strahlkraft für Zulieferer, Logistik und Beschäftigung. Die Marler Vertreter:innen wiesen darauf hin, dass in den vergangenen Jahrzehnten punktuelle Investitions- und Managementfehler die Entwicklung des Standorts erschwert hätten; dies habe in Verbindung mit strukturellen Problemen zu einer Verwundbarkeit des Standorts geführt. Zugleich betonten sie die Notwendigkeit, Marl als Verbundstandort für die Transformation — etwa beim Wasserstoff- und CO₂-Management — stärker zu fördern.
Gelsenkirchen (Scholven)
In Gelsenkirchen ist die Norderweiterung in Scholven rechtlich abgeschlossen und der Bebauungsplan rechtskräftig. Geplante Projekte wie ein Pyrolyse-Werk zur Substitution von Rohöl wurden jedoch nicht umgesetzt: Der Investor Brightmark ist nicht mehr Partner von bp, und bp hat den Verkauf des Raffineriestandorts Scholven angekündigt; dazu werden noch in diesem Jahr Entscheidungen erwartet. Die Lage im Raffineriebereich unterstreicht die Volatilität von Investitionsentscheidungen und die Dringlichkeit politischer Rahmenbedingungen, die Investitionen in klimafreundliche Technologien dauerhaft ermöglichen.
Regionalverband Ruhr (RVR)
Die Vertreterin der Grünen im Regionalverband Ruhr unterstrich, dass die Chemieindustrie als zentraler Bestandteil der industriellen Wertschöpfung im Ruhrgebiet künftig stärker als gesamtregionaler Schwerpunkt behandelt werden muss. Die Grünen im Ruhrparlament wollen gemeinsam mit ihren Vertreter:innen in den betroffenen Städten und Kreisen diskutieren, wie regionale Synergien gehoben, Chemiestandorte gesichert und die industrielle Transformation im Ruhrgebiet aktiv unterstützt werden kann.
Die anwesenden Grünen Vertreter:innen verwiesen dabei ausdrücklich auf den Chemie- und Raffineriepakt NRW, der kürzlich auf Initiative der grünen Wirtschaftsministerin Mona Neubaur geschlossen wurde und die angespannte Lage der Branche deutlich macht: Nur mit wettbewerbsfähigen Rahmenbedingungen – etwa durch bezahlbare Energie, einen wirksamen Carbon-Leakage-Schutz, beschleunigte Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie Investitionsanreize für klimafreundliche Technologien – können Standorte erhalten, Arbeitsplätze gesichert und die notwendige Transformation hin zu einer klimaneutralen Industrie gelingen. Die Beschäftigten müssen dabei aktiv einbezogen werden.
Industriepolitik, Klimaschutz und gute Arbeit gehören zusammen. Der Erhalt der industriellen Verbundstrukturen im Ruhrgebiet ist ebenso wichtig wie deren konsequente ökologische Modernisierung.
Die Grünen aus den beteiligten Kommunen, dem Kreistag Recklinghausen und dem RVR bekräftigen: Industriepolitik, Klimaschutz und gute Arbeit gehören zusammen. Der Erhalt der industriellen Verbundstrukturen im Ruhrgebiet ist ebenso wichtig wie deren konsequente ökologische Modernisierung. Strukturwandel darf nicht durch Stillstand oder Abwanderung entschieden werden, sondern durch gezielte Investitionen in eine nachhaltige Zukunft.
Die Grünen vereinbarten, den Austausch fortzusetzen und sich gemeinsam für die Chemiestandorte und ihre Beschäftigten einzusetzen. Ein weiteres Treffen ist für Anfang des neuen Jahres geplant. Zudem soll der Kontakt zur nordrhein-westfälischen Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sowie zur Grünen Landtagsfraktion gesucht werden, um die regionalen Anliegen in die landespolitischen Diskussionen einzubringen.
Das Ruhrgebiet braucht eine starke, zukunftsfähige Chemieindustrie – klimaneutral, wettbewerbsfähig und mit sicheren Arbeitsplätzen. Dafür wollen wir Grünen uns gemeinsam und auf allen politischen Ebenen einsetzen!
„Das Ruhrgebiet braucht eine starke, zukunftsfähige Chemieindustrie – klimaneutral, wettbewerbsfähig und mit sicheren Arbeitsplätzen. Dafür wollen wir Grünen uns gemeinsam und auf allen politischen Ebenen einsetzen,“ so das gemeinsame Fazit der Beteiligten.
Foto (v.l.n.r.): Robin Hetkämper und Bernd Lehmann (Grüne Gladbeck), Sabine von der Beck (RVR Fraktion), Stefan Jansen und Katrin Golz (Grüne Marl), Roland Gaschnitz (Kreistagsfraktion) und vorne Benedikt Hölker (Grüne Gelsenkirchen)